Es begann mit dem Auftrag, eine Steinmauer sowie eine Zufahrtsstraße zu errichten und endete mit einem – behaupteten - Schaden in der Höhe von über 100.000.- Euro, der schlussendlich aber nur teilweise zu ersetzen war.

Vor Baubeginn hatte der Bauherr hatte richtigerweise ein Baugrundgutachten eingeholt, um die Untergrundverhältnisse zu erkunden. Darin war aber nur allgemein festgehalten:

Für die Überbrückung der Mulde ist eine talseitige Stützkonstruktion erforderlich, wobei eine Steinschlichtung …..errichtet werden kann….. Die Hinterfüllung der Stützkonstruktion hat mit sickerfähigem Frostkoffermaterial zu erfolgen. Die Fundierung der Stützkonstruktion muss im anstehenden Fels erfolgen, wobei dieser versiegelt werden sollte. Drainagen sind vorzusehen.

Der spätere Bauleiter, welcher zu diesem Zeitpunkt gar kein Baumeister war, ersuchte um Erteilung der behördlichen Baubewilligung, indem er darauf verwies, dass „die notwendigen Stützbauwerke" mit „trockenverlegten Wasserbausteinen" erstellt werden sollten.

Erst als die Bewilligung aufgrund des selbst erstellten Planes erteilt wurde, kam es zur Beauftragung der Herstellung des Stützbauwerkes in Form einer Grobsteinschlichtung mit trockenverlegten Wasserbausteinen an einen 3. Unternehmer. Dieser musste sich allerdings verpflichten, dass er für die einwandfreie Ausführung alleine haften würde und dass, sollte es Bedenken geben, dies schriftlich mitzuteilen wäre. Schließlich führte ein Subunternehmer für ihn die Arbeiten aus, zwar entsprechend dem Auftrag, aber dennoch, wie sich später herausstellte, fachlich nicht korrekt. Denn auch er wurde nur damit beauftragt, eine trocken verlegte Grobsteinschlichtung zu errichten. Erster gravierender Fehler, den sowohl General- als auch Subunternehmer machten, war, nicht nach zusätzlichen Unterlagen zu fragen. Tatsächlich wären nämlich noch geotechnische sowie statische Berechnungen unbedingt erforderlich gewesen. Entsprechend der Prüf- und Warnpflicht, die sowohl im Gesetz als auch in den einzelnen ÖNormen geregelt ist, müssen nicht nur mangelhafte Unterlagen gerügt werden sondern auch ihr Fehlen, wie es hier der Fall war. Wie auch immer, das Fehlen der Berechnungen wurde von niemandem aufgezeigt. Nächster Fehler, der unterlief, war dass die Anweisung, wie die Steinmauer hergestellt werden sollte, grundfalsch war, sie hätte wesentlich stärker fundiert werden müssen, eine größere Mauerstärke wäre erforderlich gewesen ebenso wie ein Vermörtelung, besseres Hinterfüllungsmaterial und Drainagen. Alles nicht passiert, sondern nur entsprechend dem Auftrag ausgeführt, ohne auf die einschlägige ÖNorm B 4435-2 zu achten. Hier ist festzuhalten, dass selbst wenn die technische ÖNorm nicht vereinbart wird, sie dennoch die Regeln der Technik wiedergebend, beachtlich ist und wird diese vom Gerichtssachverständigen als Messlatte herangezogen. Nur wenige Monate nach Fertigstellung musste bereits – nach Angaben des ausführenden Unternehmens aus "Kulanz" saniert werden. Wieder wurde fälschlicherweise nicht vermörtelt, obwohl es mittlerweile ein klares Gutachten eines Sachverständigen gab. Zwar hielt die Mauer diesmal um einige Monate länger, musste aber dennoch wieder saniert werden und dabei rutschte auch die zu befestigende Straße ab.

Im anschließenden Rechtsstreit begehrte nun der Kläger die Kosten für die Neuerrichtung der Steinmauer. Der Oberste Gerichtshof gab der Klage aber nur teilweise statt. Unstrittig war, dass die Straße, welche durch die einstürzende Mauer zerstört wurde, zu sanieren ist. Nicht Recht bekam der Kläger allerdings, dass er eine neue, höherwertigere Steinmauer begehrte. Denn diese teurere Version war ja nie Vertragsgegenstand und selbst wenn diese nun mangelhaft errichtet wurde, kann daraus nicht abgeleitet werden, dass die Vermörtelte kostenmäßig vom Beklagten zu übernehmen wäre. Auch als bereits das Gutachten vorgelegt wurde, wurde der Auftrag nicht in diese Richtung abgeändert. Im Rahmen des Gewährleistungsrechtes soll der Bauherr nur das erhalten, was ihm versprochen wurde und nicht um den geringeren Werklohn ein höherwertigeres Werk, hier in Form der vermörtelten Steinmauer. Hier spricht man von Sowieso Kosten, also Kosten die sowieso entstanden wären, wenn rechtzeitig gewarnt worden wäre.

Festgehalten wurde auch, dass eben auch die Warnpflicht verletzt wurde, zumal im Vertrag ausdrücklich vereinbart war, dass Bedenken schriftlich zu deponieren wären, was aber nicht geschah. Die Richter stellten fest, dass nach dem gebotenen objektiven Sorgfaltsmaßstab erkennbar gewesen sein musste, dass die vom Bauherrn vorgegebene Bauweise ungeeignet war, die notwendige Standsicherheit zu gewährleisten.

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